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I. Rahmenbedingungen

„10°Kunst“ ist ein 2004 durch den Senat verabschiedetes Label für Kunst- und Kulturaktivitäten entlang des 10. Längengrads: Kunstmeile, Hafencity, Wilhelmsburg, Harburg. Im vergangenen Jahr war unter dem Titel „10°Kunst: Wege in die Hafencity“ der Stadtteil Hafencity Thema und Schauplatz einer offenen Projektausschreibung. Zum Auftakt der Internationalen Bauausstellung (IBA), die 2013 auf den Elbinseln stattfinden wird, wurde die Fortsetzung des Projekts nach Wilhelmsburg verlegt. Die Veranstaltung findet im Auftrag der Kulturbehörde unter der künstlerischen Leitung von Britta Peters statt und wird vom IBA Kunst und Kultursommer 2007 gefördert.


II. Die Ausstellung "Wilhelmsburger Freitag"

„10°Kunst: Wilhelmsburger Freitag“ nutzt die Chance in dem vorgegebenen Rahmen ein eigenständiges Kunstprojekt zu realisieren, das vor allem durch die Zusammenstellung und die Qualität der künstlerischen Arbeiten überzeugt. Im Mittelpunkt des Konzepts steht also zunächst die Kunst. Danach folgen das Verhältnis der Projekte zueinander und die Öffentlichkeit der Anwohner als größte angesprochene Gruppe.

Bandbreite und Vielschichtigkeit als Vermittlungsangebot

In Wilhelmsburg haben erst sehr wenige Kunstprojekte im öffentlichen Raum stattgefunden. Der Stadtteil verfügt über keinerlei Kunstinstitutionen und es gibt insgesamt wenig Erfahrung im Umgang mit zeitgenössischer bildender Kunst. Als Reaktion auf diese offene Ausgangssituation wurde bei der Zusammenstellung der Projekte eine große Bandbreite an unterschiedlichen Positionen angestrebt, d.h. innerhalb der Ausstellung sollen sehr verschiedene künstlerische Ansätze und Öffentlichkeitsbegriffe vorgestellt und jeweils mehrere Zugangsebenen angeboten werden. Von diesen ausgehend und über die Qualität der einzelnen Projekte hinaus kann so auch ein Stück weit die Einführung in grundsätzliche Überlegungen und Fragestellungen zu Kunst und zum Verhältnis von Kunst und Gesellschaft gelingen.

Alltagswirklichkeit und urbane Identität als thematischer Bezugsrahmen

Die Situation auf den Elbinseln war lange Zeit gekennzeichnet durch eine Mischung aus umstrittenen politischen Entscheidungen und die Distanz sowohl zum Hamburger als auch zum Harburger Regierungszentrum. Stärker noch als in anderen Stadtteilen produziert die Wilhelmsburger Insellage dabei eine klar umrissene Landschaft. Sie fördert Zusammenhalt, Solidarität und einen gewissen Lokalpatriotismus, der sich positiv wie negativ definiert. Positiv werden die landschaftliche Schönheit, zum Teil auch der alltägliche Wildwuchs, die engen Nachbarschaftsverhältnisse und die dünne Besiedlung der Inseln wahrgenommen. Zu den kollektiven negativen Empfindungen gehört u. a. das Gefühl bei allen Veränderungen am Ende als Verlierer dazustehen. Im Hinblick auf den bevorstehenden Stadtentwicklungsprozess können die Kunstprojekte dazu beitragen nach Innen und Außen das Bewusstsein für die Eigenheiten und Qualitäten dieser Umgebung zu schärfen, für die internationale Nachbarschaft und die sozialen wie städtebaulichen Bedingungen, unter denen diese gelebt wird.

Öffentliche Präsenz und Kommunikation als unmittelbare Berührungspunkte

Die sechs größtenteils für die Situation vor Ort entstandenen Projekte sind durch eine starke öffentliche Präsenz gekennzeichnet und widmen sich in sehr unterschiedlicher Form einem um diese Alltagswirklichkeit und urbane Identität kreisenden Fragenkomplex: Welche Rolle spielen Kultur, Religion und Migration bei der Verortung in einem lokalen Umfeld? Alle Projekte beziehen große Teile der Anwohnerschaft mit ein. Sie wecken Neugierde und Sympathie wie etwa Thorsten Passfelds unter geradezu martialischem Körpereinsatz in zwei Monaten vor Ort entstehende „Kirche des guten Willens“ aus Altholz, die im September 23 Tage lang entlang der Fragestellung „Wie kann man ein besserer Mensch sein?“ bespielt wird. Sie suchen die direkte Kommunikation, wie Christoph Schäfers und Margit Czenkis Projekt „Ganz wie zu Hause“ oder das Gemeinschaftsprojekt von Oda Projesi aus Istanbul und Nadin Reschke Kindlimann aus Dresden „15x75m. Hingucken-Weggucken“ zum Thema ‚Mauern’. Sie sprechen gezielt eine durch einen ‚konzeptuellen Filter’ hergestellte Gemeinschaft an wie die Londoner Künstlerin Lenka Clayton mit „Local Paper (Wilhelmsburger Wochenblatt)“ oder locken mit einem mehr oder weniger spektakulären Erfahrungsangebot wie Asli Cavusoglus „Twin Peaks“ auf der Mülldeponie Georgswerder oder Mandla Reuters Installation „Pictures“ im 13. Stock eines Hochhauses in Kirchdorf-Süd.